Landebahn

Juba - Jugend baut

Bericht über den Verlauf des Projektes (Teil 1)


Plan mit Schnecke

Mitte: großer Versammlungs- und Veranstaltungsraum mit zweiter Etage in Galerieform
Rechts: schönste Klohaus der Welt mit Spiralformdach
Links: Küchen- und Büroraum mit Dachterrasse

Die Juba Tempelhof GbR und TamieH des „ZukunftsWerk Fliegerhorst Crailsheim“, arbeiten seit Januar 2022 in einem sozial-künstlerischen Prozess in Form einer gleichberechtigten Partnerschaft auf Augenhöhe vertrauensvoll zusammen.

Das Gelände von Susannen Hammer im Fliegerhorst, in der Friedrich-Bergius-Straße, auf dem sich schon die Gebäude der Kinderkrippe sowie des Kindergartens inklusive einer Jurte und der Schulgarten des Vereins Waldorfpädagogik Crailsheim e.V. befindet, soll mit nachhaltigen und ökologischen Maßstäben prozesshaft gestaltet und bebaut werden und langfristig zum öffentlichen Raum werden. Für die Gestaltung und Beplanung dieser Fläche und die konkreten Umsetzungsschritte in Form eines ersten Gebäudes, benötigte TamieH Impulse zu ökologischem Bauen, fachliche Beratung und Prozessbegleitung. Dazu sind wir eine Zusammenarbeit mit Juba eingegangen.

Die Juba Tempelhof GbR (Jugend baut) ist ein junges Unternehmen, dessen Gesellschafter an Themen zu ökologisch, nachhaltigen und „enkeltauglichen“ Wohnformen forschen und Prototypen entwickeln und planen wollen. Außerdem haben sich die Gesellschafter einer ganzheitlichen, selbstbestimmten Handwerker- und Unternehmerausbildung verschrieben.

Formen und Ziele der Freien Zusammenarbeit

Aus seinem Bildungs- und Forschungsanspruch heraus ermöglicht und kreiert TamieH durch die Form der freien Zusammenarbeit mit Juba Freiräume und Unterstützungsfelder für Entfaltung und Ausbildung der Teilnehmenden.

Juba hat im Rahmen der Zusammenarbeit Zeit, sich theoretisches Hintergrundwissen zum Thema ökologisches, zukunftsfähiges Bauen mit all seinen Facetten am Beispiel des konkreten Planungsauftrags von TamieH, selbstständig im freien Studium zu erarbeiten. Ziel ist es, diese Erfahrungen im prozesshaften Planen von Gebäuden und deren ökologischem und sozialem Wohn- und Lebensumfeld zu machen, mit der Maßgabe, dabei Theorie und Praxis zu verbinden.

Es werden in diesem Arbeitsprozess eigene Formen einer basisdemokratischen Zusammenarbeitskultur untereinander, sowie mit dem Projektgeber TamieH, entwickelt und praktiziert. Die Entscheidungskompetenz für die Umsetzung der Planung liegt bei TamieH als Projektgeber.

In einem männlich geprägten Arbeits- und Forschungsfeld wird ein besonderes Augenmerk auf die weiblichen Blickwinkel und Bedürfnisse, wie auch die der Kinder gelegt.

Basis für den Zusammenarbeitsprozess ist ein am Anfang des Projektes erstellter und mit TamieH abgesprochener Struktur- und Zeitplan. Dieser skizziert:

  • die einzelnen inhaltlichen Planungs- und Arbeitsphasen
  • die Aufgabenverteilung und Verantwortlichkeiten
  • die jeweiligen Formen, Orte und Zeitpunkte der Kommunikation und Entscheidungsfindung intern in der Juba, sowie mit TamieH.

Juba ermöglicht fachliche Beratung und Prozessbegleitung zu folgenden Inhalten und Themen:

  • Begleitung im Verdichtungsprozess und Konkretisierung der Qualitätsanforderungen für das geplante Gebäude
  • Entscheidungshilfe bei Kriterien zu ökologischem Bauen
  • Schaffen gemeinsamer Forschungsräume zu konsequent ökologischem Bauen
  • Unterstützung bei Auswahl eines passenden Gebäudetyp
  • Kontakt zu Wissensträgern und bauausführenden Fachpersonen
  • Planung des konkreten Gebäudes im Austausch mit Tamieh

Die Durchführung der Beratungen/Begleitungen findet in Tagesworkshops/Klausuren, Teambegleitung und Einzelgesprächen, durch Präsentations- und Informationsmaterial, Begehungen sowie begleiteten Studienfahrten statt.

TamieH und Juba verpflichten sich zur regelmäßigen Teilnahme an den Treffen und Veranstaltungen. TamieH trifft notwendige Entscheidungen im Prozessablauf zeitnah.

Das Ziel ist es, aus diesen Lern-, Forschungs-, Erfahrungs- und Arbeitsprozessen bis Ende Juni 2022 zu einem umfassenden schriftlichen Entwurfs- und Finanzplan zu kommen. Dieser wird belastbar für die zu diesem Zeitpunkt aktuellen baurechtlichen Rahmenbedingungen und Genehmigungsverfahren sein und entsprechend von Fachleuten (z.B. Statiker) vorgeprüft und bestätigt.

Diesem Entwurfs- und Finanzplan beigefügt ist ein konkreter, von Fachleuten geprüfter Umsetzungsplan, für den Bau der geplanten Gebäude, der die Gestaltung des Umfeldes mit einbezieht, inklusive einem Ablauf- und Zeitplan und der benötigten Materialien für die einzelnen Gewerke. Der genaue Standort des Gebäudes wurde von TamieH im Rahmen des gemeinsamen Planungsprozesses festgelegt.

TamieH und Juba ist bewusst, dass prozessimmanent jeweils die nächste Stufe erst am Ende der vorherigen Stufe gänzlich sichtbar wird und damit Änderungen im Prozessablauf ständig neu angesehen und verhandelt werden müssen. Die experimentelle Herangehensweise trägt jederzeit eine Möglichkeit der Veränderung der Planungen in sich.

TamieH und einzelne Gesellschafter von Juba streben an, dass diese Gesellschafter auch die Umsetzung ihrer Planungen, sprich den Bau der Gebäude übernehmen oder wesentlich daran beteiligt sind.

Geschwisterlichkeit im Wirtschaftsleben

Bedarfsorientierte Finanzvereinbarungen inklusive eines freien Grundeinkommens für die Projektentwickler*innen der Juba

TamieH orientiert sich in seiner Arbeit an den Idealen der Sozialen Dreigliederung.

Nach diesem gesellschaftlichen Gestaltungprinzip soll im Wirtschaftsleben das Ideal der Geschwisterlichkeit praktiziert werden. Deshalb strebt TamieH an, bei allen Wirtschaftsvereinbarungen die von TamieH ausgehen mit einem bedingungslosen Bedarfs- oder Grundeinkommen zu agieren. So stellt Ta mieh Juba für das gemeinsame Projekt einen von Juba vorgeschlagenen, bedarfsorientierten Gesamtbetrag zur Verfügung. Dieser Betrag ermöglicht die Freistellung in Form eines Grundeinkommens der am Projekt arbeitenden jungen Menschen sowie anteilig der Juba-Begleiter.

Dieses Grundeinkommen ist kein Entgelt für eine geleistete Arbeit, sondern es soll die Juba-Mitarbeiter*innen für die Zusammenarbeit mit Tamieh und deren Projekt freistellen. Das Grundeinkommen wird deshalb am Anfang jeden Monats von Juba dem Projektgeber in Rechnung gestellt und von diesem zeitnah überwiesen. Bei einer Verlängerung der Vereinbarung verlängern sich die Freistellungen entsprechend.

Ein Sachkostenetat für Referent*innen/fachliche Berater*innen und für Reisekosten/Spesen/Büro steht Juba ebenfalls zur Verfügung.

Für die fachliche Beratung und Mitarbeit eines Architekturbüros im Planungsprozess steht bei Bedarf zusätzlich ein Etat zur Verfügung – unabhängig zu einer Leistungsphase nach HOAI.

Eventuell weitere Kosten, die in Zusammenhang mit dem geplanten Bauvorhaben und einer Baugenehmigung stehen (z.B. Bodengutachten, Prüfstatik….) können, wie besagte Sachkosten, TamieH jeweils bedarfsorientiert in Rechnung gestellt werden.

Der grobe inhaltliche Rahmen des Planungsprojektes

Die physische Heimat von TamieH soll sowohl eine ZukunftsWerkstatt und ein Forschungslabor als auch ein sozialkünstlerischer Begegnungsraum auf einem Zukunfts- und Ausstellungsareal werden. Die Gebäude der Homebase von TamieH sollen organisch, flexibel und ästhetisch schön gestaltet werden.

Im engen Austausch und Prozess mit Tamieh wird zunächst ein ökologisches, nachhaltiges Gebäude als Büro, Cafe, Begegnungsort und Veranstaltungsraum sowie „das schönste Klohaus der Welt“ mit öffentlichen Toiletten und Duschen, die von den Bewohner*innen des Areals benutzt werden können, geplant und in einer zweiten Phase gebaut werden. Später kommen eventuell weitere Gebäude dazu und parallel voraussichtlich ein VAYU Windrad für die Energiegewinnung. Diese nachfolgenden Entwicklungen, die weiterhin von TamieH gesteuert und entschieden werden, müssen in der Gesamtplanung des Areals von Juba berücksichtigt werden, insbesondere in der Standortfrage des Homebase-Gebäudes.

Erste, noch ganz freie und offene Ideen und Wünsche von TamieH für die Homebase waren zu Beginn der Zusammenarbeit:

  • Besonderes Gebäude aus runden Formen
  • Lichtdurchflutet mit einem sichtbaren „Himmel“
  • eine hohe Flexibilität der Veränderbarkeit der Räume für unterschiedliche Nutzungen
  • ein oder zwei Etagen oder Plattformen
  • es sollte in Bezug auf Baumaterialien, Energie, Wasser, Licht, Raumatmosphäre, künstlerische Ausgestaltung, Einfachheit und Kosten konsequent Zukunftsaspekte aufzeigt und real und mutig ausprobiert werden.
  • Im großen Versammlungsraum sollen bei Veranstaltungen etwa 60 Menschen Platz haben.

Zusammenarbeitsformen

Juba ist dem TamieH – Innenkreis gegenüber verantwortlich, arbeitete intensiv mit diesem zusammen und berichtet ihm regelmäßig schriftlich und mündlich über die wesentlichen Inhalte seiner Arbeit. Es finden dazu regelmäßige und bedarfsorientierte Treffen mit den Mitgliedern Susanne Hammer, Daniel Kirsch, Markus Stettner-Ruff, Sebastian Rost und Andreas Fritz sowie bedarfsorientiert Menschen aus dem Außenkreis und Umfeld von TamieH, statt.

Die angemessene Dokumentationspflicht der von Juba entwickelten Planungsunterlagen, wie der bei den gemeinsamen Planungstreffen mit TamieH entwickelten, liegt in der Verantwortung von Juba. Dazu verfasst Sebastian Mühlich regelmäßig Wochenberichte über die Arbeit von Juba, die allen interessierten von Juba und TamieH zur Verfügung stehen. Eine Einsicht und zur Verfügungstellung aller sorgsam dokumentierten Unterlagen ist TamieH jederzeit möglich.

In einem wöchentlichen Treffen besprechen die beiden Hauptansprechpartner zwischen den gemeinsamen Prozesstreffen Sebastian Mühlich und Markus Stettner-Ruff, alle wesentlichen Punkte der Planungen und Zusammenarbeit.

Forschungsarbeit durch Recherchen, Klausuren und Reisen

Im Rahmen des Planungs- und Entwicklungsprozesses recherchieren die Juba-Mitglieder zu den für den Bau relevanten, inhaltlichen Themen im Bereich Wasser, Elektronik, Energie und laden sich immer wieder verschiedene Bauexpert*innen zu Befragungen und Klausuren ein. Dabei nutzen sie das Umfeld des Schloss Tempelhof, wo viele alternative Bauexpert*innen tätig sind.

Vor allem unternimmt Juba, oft auch mit Mitgliedern von TamieH, verschiedenste Forschungsreisen zu Menschen, Gemeinschaften und Projekten, die neues, zukunftsorientiertes Bauen mit zukünftigen, alternativen, ökologischen Baumaterialien und Bauformen praktizieren. Diese Forschungsreisen, die sie durch ganz Deutschland und ins benachbarte Elsass führen, beinhaltet neben der Theorie immer auch die Praxis, das praktische Erleben und handwerkliche eigene Tun.

Architekt Wilfried Schmidt (Ökoplan)

Eine solche Forschungsreise führt Juba nach Donaueschingen zu dem Architekten Wilfried Schmidt von Ökoplan. Nach der gemeinsamen zweitägigen Klausur ist für alle klar, dass er ihr Architekt sein wird. Bei einem weiteren Klausurtag am 17. Mai, vor Ort auf dem Baugelände im Fliegerhorstareal zusammen mit TamieH, ist auch für die TamieH -Mitglieder klar, dass sie mit Wilfried Schmidt und seinem Ökoplan-Team, das Gebäude erbauen wollen.

Das Dreischneckenhäuserhaus

Während einer ersten Praktikumswoche bei Wilfried Schmidt in Donaueschingen im Mai 2022 gleich nach dem Klausurtag, entwickeln Lisa, Alejandro und Sebastian erste konkrete Planentwürfe für die Homebase – ein Dreischneckenhäuserhaus. Diese Planentwürfe werden an einem zweiten Klausurtag am 03. Mai mit Wilfried Schmidt auf dem Baugelände im Fliegerhorst von alle begeistert aufgenommen und auch von einem anwesenden, erfahrenen Statiker als realisierbar beurteilt. (Siehe unser Juba Film: https://zukunftswerk-fliegerhorst.de/t-amie-h-juba/ sowie Foto unten).

Während der zweiten Praktikumswoche von Lisa, Alejandro und Sebastian entstanden dann erst Modelle (Siehe Fotos unten) die bei der nächsten Klausur am 17. Mai auf dem Tempelhof wiederum ein ausgesprochen positives Echo fanden.

In der dritten Praktikumswoche in Donaueschingen bei Wilfried Schmidt wurden die Rückmeldungen und Anregungen der Klausur vom bewährten Dreier-Team aufgenommen und in einen Abschlussplan eingearbeitet. Sebastian Mühlich wird unter professioneller Hilfe bis zum Abschluss-Symposium der Planungsprojektphase am 23. Juli auf dem Baugelände ein großes Modell bauen.

Weiter zum Teil 2 des Berichts hier