Landebahn

TamieH | BankBank-Tour

mit der Einweihungsfeier von Skulptur und BANKbank


An einem gemeinsamen Bautag der BANKbank in Gammesfeld entstand in einem scherzhaften zwischen Daniel Kirsch und Markus Stettner-Ruff die Idee der BANKbank-Tour. Daniel: Und wie kommt die BANKbank nach Crailsheim? Markus: Ha, die tragen wir dorthin! Daniel: Eigentlich keine schlechte Idee. Markus: Ja, die tragen wir über die Hohenloher Dörfer und stellen die BANKbank auf den Marktplätzen der Bevölkerung vor.

Gesagt getan. Markus entwickelte ein Konzept für die Wanderung mit den Stationen und Übernachtungsorten und holte überall die Genehmigungen bei den Gemeindeverwaltungen für die Aktion ein und informierte die Raiffeisenbanken vor Ort. Es entstanden spannende Gespräche.

Daneben gewann er Sebastian Unbehauen, Journalist des Hohenloher Tagblatt und Autor des Buches „Du sollst nicht stehlen“ welches von ihm über mehrere Jahre geführten Gesprächen mit Fritz Vogt dokumentiert, für das Podiumsgespräch zum Auftakt am 07. Sept. vor der Raiffeisenbank in Gammesfeld. Ebenso den Nachfolger von Fritz Vogt und jetzigen Leiter der Gammesfelder Raiffeisenbank, Peter Breiter.

Einige Wochen vor der Tour fuhr das TamieH-Team die Strecke mit dem Fahrrad ab, um zu überprüfen ob der geplante Weg gut ist. Und wir testeten den von Albrecht Vogt und Andreas gefertigten Transportwagen für die Tour. (Siehe Foto Plakat)

Andreas und Markus trafen sich einige Tage später in Crailsheim mit Sebastian Unbehauen zu einem langen Pressegespräch, dem ein guter, ausführlicher Artikel im Vorfeld der Aktion folgte.

Eröffnungsveranstaltung

Am Di. 07. September 2021 fand ab 18 Uhr in Gammesfeld auf dem Platz vor der Raiffeisenbank unsere Eröffnungsveranstaltung des Projektes statt: ein Podiumsgespräch zu Fritz Vogt und seinem Denken und Wirken sowie unserem BANKbank-projekt. Unter der Moderation von Markus Stettner-Ruff sprachen miteinander Albrecht Vogt, Frieder Vogt, die Söhne von Fritz Vogt, Peter Breiter sowie Sebastian Unbehauen. Ein kleineres Häuflein interessierter Gammesfelder*innen sowie andere Menschen aus der Region, die teilweise von weit anreisten, konnten sich über das BANKbank-Projekt und seine Hintergründe und Ziele informieren und die Fritz-Vogt-Gedenkbank begutachten.

Sie erfuhren von den Podiumsteilnehmern, insbesondere an Hand von Zitaten aus dem Buch „Du sollst nicht stehlen“, aufschlussreiche Hintergrundinformationen zu Fritz Vogt und seinem Denken, Fühlen und Wollen. Natürlich wurde auch der Bezug zur aktuellen gesellschaftspolitischen Situation geschaffen. Frieder Vogt trug mit seinen passend ausgesuchten Songs – z.B. zum Anfang „Money, Money, Money“ von Abba – die er auf seinem Elektroklavier spielte, und sang zur schönen, ernsthaft-heiteren Atmosphäre, die an diesem Abend herrschte, kräftig bei. Bei den intensiven Gesprächen danach und davor entstanden erste Begegnungen und Kontakte. Im Hohenloher Tagblatt wurde ausführlich über die Veranstaltung berichtet.

Von Gammesfeld nach Crailsheim

Die Anfangs-Tour führte am Mi. 08.09. von Gammesfeld über Brettheim (Platz bei der Gedenkstätte) und Musdorf nach Rot am See (Rathausplatz). Gleich nach den ersten Metern am Morgen in Gammesfeld platze mit einem lauten Knall ein Hinterreifen des Hängers und dabei verbog sich die Achse. Der Schock war groß bei allen. Das geht ja gut los! Zum Glück hatte Andreas in weiser Vorschau ein paar Ersatzräder dabei und der nicht weit entfernt liegende Dorfschmied, gleichzeitig Dorfphilosoph, baute zusammen mit Andreas eine neue breitere Hinterachse an den Wagen. Die hielt dann ohne weitere Pannen bis Crailsheim. Albrecht holte den Traktor mit Anhänger und fuhr mit seinen Kindern die BANKbank nach Brettheim, dem so geschichtsträchtigen Ort. Daniel, Markus, Jörg Mast und Manne Rümmele wanderten nach Brettheim, das auf unserer Tour neben Michelbach/Lücke einen hohen Symbolwert hatte. Dort wurden wir von einer größeren Menge Leuten empfangen, darunter der Vorsitzende der Gedenkstätte der Männer von Brettheim, Norman Krauß und der Ortsvorsteher Reiner Groß. Dieser hielt eine beeindruckende Begrüßungsrede und machte später mit uns eine Führung zum Friedhof, wo die Männer von Brettheim kurz vor Kriegsende an zwei Linden am Eingang erhängt wurden. Markus erläuterte ausführlich die Intention unseres Projektes und Jörg Mast führte zum ersten Mal mit unserer Hilfe seine Moritat auf. Es war die lebendigste Station auf unserer Tour. In Rot am See genossen wir am Abend die Gastfreundschaft und das leckere Essen der Lamm-Wirtin Elisabeth Haberstock-Markert.

Am Donnerstagmorgen um 09.00 Uhr ging es dann über Michelbach/Lücke (Synagoge), Wallhausen (Rathausplatz) und Gröningen nach Satteldorf (Platz vor Kirche). In den genannten Orten waren jeweils längere Aufenthalte eingeplant, wo die hohenloher Bevölkerung die BANKbank und ihre Intention präsentiert wurden. Dieser Tag war ein Drei-Männer-Tag (Andreas Daniel, Markus) mit weniger Publikum, dafür mehren intensiven und berührenden Begegnungen an den Stationen und längeren, härteren Strecken. Am Abend in Satteldorf waren wir fertig. Gott sei Dank versorgten uns Inge und Manne Rümmele fantastisch mit Proviant und transportierten unser Gepäck von Schlafplatz zu Schlafplatz. Die letzte Etappe führt am Fr. 10.09.21 nach Crailsheim, zunächst zum Rathausplatz, wo wieder sehr viel Interesse war, weil wir den Markttag erwischt hatten und die Stadt voll war. Auch voller Infostände der Parteien zur Bundestagswahl.

Einweihungsfeier Propellerskulptur und BANKbank

Am Nachmittag um 16 Uhr fand dann die Einweihungsfeier für die erste Propellerskulptur des Skulpturenwegs von Paul Diestel und der ersten BANKbank statt. Auf dem Weg wie der Skulpturenweg verlaufen soll, schoben wir die BANKbank durch das Fliegerhorstareal. Als wir zum Torbogen kamen, begrüßten uns dort die Kinder der Burgbergstraße, mit denen wir beim FliegerhorstSommer viel schöne Erlebnisse hatten.

Wir bereiteten die Feier inhaltlich vor und gestalten sie. Der Künstler Paul Diestel, Albrecht Vogt sowie der stellvertretende Bürgermeister Stefan Lehner von der AWV-Fraktion, der Oberbürgermeister Grimmer vertrat, hielten tolle Reden, und Frieder Vogt, der die Feier musikalisch umrahmte, sang passende Songs.

Susi Hammer begrüßte nicht nur die Menschen und stellte die ihr Wichtigen vor, „sondern auch den Wind, der über den Wall wehte und der alles weitererzähle. Das Ziel von TamieH sei es, die Weststadt mit der Oststadt zu verbinden, Brücken zu bauen“, so zitierte Sebastian Unbehauen Susi in seinem fünf Tage später im Hohenloher Tagblatt erschienen Artikel. “Jetzt gibt es einen neuen Begegnungsort auf dem Wall mit Rundblick auf ganz Crailsheim, auf seine Schönheiten und Schätze, seine Wunden und Narben, seine Geschichte und seine in den vergangenen Jahren rasante Entwicklung,“ hieß es dort weiter. Susi bat dann TamieH und ihr wichtige Menschen zur verhüllten Skulptur und zusammen mit Paul Diestel wurde diese dann feierlich enthüllt.

Daniel übernahm den Schluss und holte dabei den Transportwagen der BANKbank auf die Bühne und erzählte bei der Verabschiedung der Gäste die Geschichte vom geplatzten Reifen am Beginn der Tour.

Bericht im Hohenloher Tagblatt

Diese Geschichte stellte Sebastian Unbehauen an den Anfang seines ausführlichen Berichtes im Hohenloher Tagblatt:

Sie waren gerade mit der BANKbank in Gammesfeld losgezogen, hatten das schwere Eichenholzkonstrukt auf ein Wägelchen geschnallt und die erste Landwehr nach Crailsheim zurückgelegt, hatten sich vielleicht ausgemalt, was die kommenden Tage der Wanderung bringen würden, ob sie auf ihren Stationen mit Menschen ins Gespräch kommen würden, über unsere Gesellschaft, unser Wirtschaften, über Bewahrenswertes und Veränderungssehnsüchte. Die Leute von TamieH waren also gerade in Bewegung – da platzte ein Reifen und brach die Achse. Wägelchen kaputt, BANKbank-Tour vorbei? Keineswegs: Natürlich fand sich Hilfe beim Köhnleins Karl im Ort, der‘s im Handumdrehen wieder richtete, und zwar besser als zuvor.

Welch eine schöne Symbolik?. Die BANKbank ist ja Fritz Vogt gewidmet, dem rebellischen Raiffeisen-Jünger, der bis zu seinem Tod im vergangenen Jahr ein überzeugter und überzeugender Rufer nach dem Zusammenhalt im Dorf und in der Welt war. Nun wurde den BANKbank-Transporteuren Hilfe im besten Vogt‘schen Sinne zuteil. Deshalb konnten sie doch noch losziehen. Deshalb kamen sie am vergangenen Freitag in Crailsheim an. Und deshalb steht die BANKbank, die in Gammesfeld entstand, nun auf dem Wall beim Hochregallager der Firma Roll.

Hier sollen Menschen mit und ohne Geld zusammenkommen können. Solche, die etwas zu geben haben und solche, die etwas brauchen können. Vielleicht auch solche, die gute Ideen haben und solche, die mit den Mitteln zur Umsetzung gesegnet sind (unsere Zeitung berichtete).

Die Gruppe TamieH („Heimat“ rückwärts) hat sich das ausgedacht. Sie will den Crailsheimer Fliegerhorst, diesen Stadtteil mit bewegter militärischer Vergangenheit und kaum minder bewegter Gegenwart zu einem Zukunftslabor machen. Mit Ideen wie der BANKbank. Oder: dem Skulpturenweg, dessen erstes Kunstwerk ebenfalls am Freitag enthüllt wurde und der einmal fast bis in die Innenstadt hineinreichen soll.“

Markus trug zunächst ein von ihm verfasstes Gedicht über die Brüder und Schwestern - die Skulptur und die BANKbank - die sich auf dem Wall gegenüber stehen „und sicher, wenn wir weg sind, auf ihre Weise miteinander kommunizieren werden, vor. Dann stellte er in seinem Beitrag das Wirken von Susi Hammer und ihre dahinter stehende Intentionen sowie die tieferen Motive der beiden Projekte und ihr entstehen und sich entwickeln, in den Mittelpunkt. Im zweiten Teil schuf er über die Aussage von Joseph Beuys „Die Kreativität des Menschen ist das wahre Kapital“, den inhaltlichen Zusammenhang zwischen den beiden Kunstwerken.

Nach seiner Rede sagte Markus zu den Anwesenden, dass sie sich vorstellen sollten, dass nun zwei Stunden vergangen seien und die beiden Objekte alleine und verlassen auf dem Damm stehen.

Darauf hin führten Susi, Andreas, Daniel und Markus eine kleine Performance-Szene auf, in der sie

eine fiktive Situation von vier Menschen, die sich auf dem Wall bei der BANKbank begegnen, improvisierten. Susi und Andreas kamen dann beispielhaft in ein BANKbank Gespräch, wie es sich real ereignen könnte.

Nach dem offiziellen Teil ergaben sich noch viele rege Gespräche zwischen den Festgästen. Es war eine wunderbare Feier zur Krönung des gesamten BANKbank- und Skulpturenprojektes!