Landebahn

Die Propellerskulptur


Paul Diestel mit der Skulptur

Paul Diestel

Der Künstler und sein Werk

Der junge Künstler Paul Diestel aus Unsleben wurde von ZukunftsWerk Fliegerhorst im Herbst 2019 als erstes großes Projekt von TamieH beauftragt, sich mit dem Fliegerhorst Areal seiner Geschichte und Ökologie künstlerisch auseinander zu setzten. Intention dieses Projektes war und ist es, mit Hilfe der Kunst einen Wiedergutmachungs- und Befriedungsprozess, der besten Falls eine Heilung der Wunden, die durch den Nationalsozialismus und die militärischen Handlungen im Fliegerhorstareal verursacht wurden, zu fördern.

Daraus entstand die Propeller Skulptur – eine Symbiose des Propellerflügels eines Flugzeuges und eines Ahornsamens. Sie wurde mit Hilfe von Martin Jakob und seiner Crailsheimer Baufirma Feuchter Anfang September 2021 zusammen mit dem Fundament der BANKbank auf dem Wall hinter dem Hochregallager Roll mit Zustimmung der Stadt Crailsheim aufgebaut. Aus diesem gemeinsamen Prozess von TamieH mit dem Künstler Paul Diestel entstand die Idee des Skulpturenweges und der drei Freunde. Der Platz auf dem Wall mit weitem Blick über Crailsheim und die Hohenloher Ebene sollte der Endpunkt des Skulpturenweges sein.

Paul Diestel hat enge verwandtschaftliche Wurzeln in Crailsheim und verbrachte als Kind und Jugendlicher immer Zeit in unserer Region. Seine Mutter stammt aus der alten Crailsheimer Familie Kern. Der Bruder seiner Mutter ist Ulrich Kern, der Rektor der Realschule am Karlsberg und geschäftsführender Schulleiter der Crailsheimer Schulen.

Zur Homepage von Paul Diestel

Video vom Finden der Orte der Propellerskulptur

Ein Film von Sebastian Rost

Einweihungsfeier Propellerskulptur und BANKbank

Am Nachmittag um 16 Uhr fand dann die Einweihungsfeier für die erste Propellerskulptur des Skulpturenwegs von Paul Diestel und der ersten BANKbank statt. Auf dem Weg wie der Skulpturenweg verlaufen soll, schoben wir die BANKbank durch das Fliegerhorstareal. Als wir zum Torbogen kamen, begrüßten uns dort die Kinder der Burgbergstraße, mit denen wir beim FliegerhorstSommer viel schöne Erlebnisse hatten.

Wir bereiteten die Feier inhaltlich vor und gestalten sie. Der Künstler Paul Diestel, Albrecht Vogt sowie der stellvertretende Bürgermeister Stefan Lehner von der AWV-Fraktion, der Oberbürgermeister Grimmer vertrat, hielten tolle Reden, und Frieder Vogt, der die Feier musikalisch umrahmte, sang passende Songs.

Susi Hammer begrüßte nicht nur die Menschen und stellte die ihr Wichtigen vor, „sondern auch den Wind, der über den Wall wehte und der alles weitererzähle. Das Ziel von TamieH sei es, die Weststadt mit der Oststadt zu verbinden, Brücken zu bauen“, so zitierte Sebastian Unbehauen Susi in seinem fünf Tage später im Hohenloher Tagblatt erschienen Artikel. “Jetzt gibt es einen neuen Begegnungsort auf dem Wall mit Rundblick auf ganz Crailsheim, auf seine Schönheiten und Schätze, seine Wunden und Narben, seine Geschichte und seine in den vergangenen Jahren rasante Entwicklung,“ hieß es dort weiter. Susi bat dann TamieH und ihr wichtige Menschen zur verhüllten Skulptur und zusammen mit Paul Diestel wurde diese dann feierlich enthüllt.

Daniel übernahm den Schluss und holte dabei den Transportwagen der BANKbank auf die Bühne und erzählte bei der Verabschiedung der Gäste die Geschichte vom geplatzten Reifen am Beginn der Tour.

Bericht im Hohenloher Tagblatt

Diese Geschichte stellte Sebastian Unbehauen an den Anfang seines ausführlichen Berichtes im Hohenloher Tagblatt:

Sie waren gerade mit der BANKbank in Gammesfeld losgezogen, hatten das schwere Eichenholzkonstrukt auf ein Wägelchen geschnallt und die erste Landwehr nach Crailsheim zurückgelegt, hatten sich vielleicht ausgemalt, was die kommenden Tage der Wanderung bringen würden, ob sie auf ihren Stationen mit Menschen ins Gespräch kommen würden, über unsere Gesellschaft, unser Wirtschaften, über Bewahrenswertes und Veränderungssehnsüchte. Die Leute von TamieH waren also gerade in Bewegung – da platzte ein Reifen und brach die Achse. Wägelchen kaputt, BANKbank-Tour vorbei? Keineswegs: Natürlich fand sich Hilfe beim Köhnleins Karl im Ort, der‘s im Handumdrehen wieder richtete, und zwar besser als zuvor.

Welch eine schöne Symbolik?. Die BANKbank ist ja Fritz Vogt gewidmet, dem rebellischen Raiffeisen-Jünger, der bis zu seinem Tod im vergangenen Jahr ein überzeugter und überzeugender Rufer nach dem Zusammenhalt im Dorf und in der Welt war. Nun wurde den BANKbank-Transporteuren Hilfe im besten Vogt‘schen Sinne zuteil. Deshalb konnten sie doch noch losziehen. Deshalb kamen sie am vergangenen Freitag in Crailsheim an. Und deshalb steht die BANKbank, die in Gammesfeld entstand, nun auf dem Wall beim Hochregallager der Firma Roll.

Hier sollen Menschen mit und ohne Geld zusammenkommen können. Solche, die etwas zu geben haben und solche, die etwas brauchen können. Vielleicht auch solche, die gute Ideen haben und solche, die mit den Mitteln zur Umsetzung gesegnet sind (unsere Zeitung berichtete).

Die Gruppe TamieH („Heimat“ rückwärts) hat sich das ausgedacht. Sie will den Crailsheimer Fliegerhorst, diesen Stadtteil mit bewegter militärischer Vergangenheit und kaum minder bewegter Gegenwart zu einem Zukunftslabor machen. Mit Ideen wie der BANKbank. Oder: dem Skulpturenweg, dessen erstes Kunstwerk ebenfalls am Freitag enthüllt wurde und der einmal fast bis in die Innenstadt hineinreichen soll.“

Markus trug zunächst ein von ihm verfasstes Gedicht über die Brüder und Schwestern - die Skulptur und die BANKbank - die sich auf dem Wall gegenüber stehen „und sicher, wenn wir weg sind, auf ihre Weise miteinander kommunizieren werden, vor. Dann stellte er in seinem Beitrag das Wirken von Susi Hammer und ihre dahinter stehende Intentionen sowie die tieferen Motive der beiden Projekte und ihr entstehen und sich entwickeln, in den Mittelpunkt. Im zweiten Teil schuf er über die Aussage von Joseph Beuys „Die Kreativität des Menschen ist das wahre Kapital“, den inhaltlichen Zusammenhang zwischen den beiden Kunstwerken.

Nach seiner Rede sagte Markus zu den Anwesenden, dass sie sich vorstellen sollten, dass nun zwei Stunden vergangen seien und die beiden Objekte alleine und verlassen auf dem Damm stehen.

Darauf hin führten Susi, Andreas, Daniel und Markus eine kleine Performance-Szene auf, in der sie

eine fiktive Situation von vier Menschen, die sich auf dem Wall bei der BANKbank begegnen, improvisierten. Susi und Andreas kamen dann beispielhaft in ein BANKbank Gespräch, wie es sich real ereignen könnte.

Nach dem offiziellen Teil ergaben sich noch viele rege Gespräche zwischen den Festgästen. Es war eine wunderbare Feier zur Krönung des gesamten BANKbank- und Skulpturenprojektes!

Einweihung der ersten Skulpturen

Grußwort vom stellvertretenden Bürgermeister der Stadt Crailsheim Jochen Lehner

Sehr geehrte Damen und Herren,

ein herzliches Grüß Gott!

Es freut mich sehr, heute als Vertreter der Stadt bei Ihnen sein zu dürfen und darf Sie herzlich von unserem OB Dr. Christoph Grimmer grüßen, der leider heute verhindert ist.

Wir stehen heute an einer Stelle, die es vor der Konversion der Flächen des ehemaligen Bundeswehrdepots und der ehemaligen amerikanischen Mc Kee Barracks so nicht gegeben hat. Aus militärisch genutzter Fläche entstand ein neues Gewerbegebiet und ein neues Wohngebiet. Zur räumlichen Trennung wurde dieser große Erdwall aufgeschüttet, auf welchem wir uns heute befinden und feierlich die Standorte für die Propellerskulptur, von Paul Diestel, und die BANKBank, welche Fritz Vogt gewidmet ist, einweihen. An diesem schönen Platz mit herrlicher Aussicht auf unsere Stadt, ist gleichzeitig der Endpunkt des geplanten Skulpturenweges durch den Fliegerhorst, der eine Verbindung zur Innenstadt werden soll.

Durch die Propellerskulptur, die an weiteren 6 Stellen im Fliegerhorst-Areal aufgestellt werden soll, erhalten Sie die Erinnerung an den Flugplatz Fliegerhorst und seine Geschichte aufrecht. Gleichzeitig symbolisieren Sie durch die BANKBank, einen Begegnungsort, an dem Menschen sich finden die Hilfe brauchen und solche die Hilfe bieten. „Hier bin ich Mensch, hier darf ich´s sein“ sollte stehts der Vorsatz für diese Bank sein!

Der Fliegerhorst stand für viele Menschen für einen Neubeginn nach Schicksalsschlägen. So fanden viele Menschen nach dem 2. Weltkrieg in den nicht zerstörten Häusern des Fliegerhorsts eine neue Bleibe. In jüngster Vergangenheit waren es die Flüchtlinge und AsylbewerberInnen mit Anschlussunterbringung, die in den Unterkünften in der Friedrich-Heyking-Straße leben und lebten und einen Neustart ins Leben eingingen. Auch für Obdachlose und sozial Schwache wurde der Fliegerhorst Wohnplatz.

Durch die Sanierung alter Wohnungen und den Neubau neuer Sozialwohnungen am Löwengang schafft die Stadt sozialverträglichen Wohnraum. Der Hangar wird zur Stadthalle und ist das kulturelle Aushängeschild der Stadt und womöglich findet gleich daneben das sportliche Aushängeschild, die Hakro-Merlins, im Fliegerhorst ihre neue Spielstätte. Einrichtungen, wie Städtische Musikschule, Waldorfkrippe, -kindergarten und -schule sowie Sprachheilschule haben ebenfalls ihre Wirkungsstätte im Fliegerhorst gefunden. Eine Vielzahl von Gewerbebetrieben sind inzwischen hier ansässig geworden und haben Arbeitsplätze geschaffen. Das neue Wohngebiet im Sauerbrunnen hat die Lücke zum Fliegerhorst geschlossen. Arbeiten wir weiter daran, dass jeder seine Zukunftsperspektive findet und lassen Sie uns weiterhin an den Rahmenbedingungen feilen.

Genießen wir heute hier an dieser Stelle den Ausblick und denken 25 Jahre zurück, so hat sich unsere Heimatstadt sehr stark verändert, und ich glaube mit Recht sagen zu können, dass diese Veränderung und Entwicklung der Stadt und den Menschen gutgetan hat.

Ihnen, den Mitgliedern des ZukunftsWerk Fliegerhorst, gilt es Dank zu sagen für Ihr Engagement in unsere Heimatstadt und hier explizit in den Stadtteil Fliegerhorst. Durch Ihre Initiative, die den schönen Namen „TamieH“ trägt und ein Wortspiel aus Freund und Heimat verbindet, sensibilisieren Sie ein integratives, gemeinschaftliches Miteinander und Füreinander, ja rufen hierzu auf. Das Wort Heimat verbindet eine Sehnsucht zu einem Ort, dem man Nahe sein will, zu dem man gerne zurückkommt. Es ist aber nicht der Ort und seine Geschichte allein, sondern es sind auch die Menschen und Brauchtümer und anderes mehr, die man vorfindet und mit denen man sich verbunden fühlt. Diese Werte, die Heimat ausmachen, gilt es bewusst zu halten und zu fördern. Heimat hat etwas mit einem Zusammengehörigkeitsgefühl zu tun – „Wir Hohenloher“, „Mir Craalsemer“. Lassen Sie uns alle daran arbeiten, dieses Wir-Gefühl zu fördern, mit Respekt und ohne Vorurteile. Geben wir dem bisher heimatlosen Crailsheimer die Chance, seine Heimat in Crailsheim zu finden.

Sie, verehrtes „TamieH“, wie auch viele Vereine, Gruppen und viele Ehrenamtliche geben den Bürgern diese Chance. Dafür nochmals mein herzlichster Dank, insbesondere an

Frau Susanne Hammer,
Herr Markus Stettner-Ruff,
Herr Daniel Kirsch,
Herr Andreas Fritz
,

als die Initiatoren von TamieH

sowie mein Dank an den Künstler

Herr Paul Diestel und Familie Vogt

Abschließend möchte ich Sie alle noch mit einem Hohenloher Gedicht von Fritzjakob Weller grüßen:

Haamatluuft

Iwerool geit´s bloawa Hiimel,
Iwerool geit´s Bloamaduuft,
Awer uff dr ganza Ärda
geit´s norr amoal Haamatluuft.
San wua anderscht Berch und Dääler,
brati Fliss und groassi Säa,
is doch närchats uf dr Ärda
sou wia in dr Haamat schäa.
Obs d´r schlächt gäaht oder besser,
immer bleit da schenster Traam:
närchats uff dr weita Ärda
is sou haalich wia dahaam.

Stellvertretend für die Stadt Crailsheim: Jochen Lehner (AWV)