…die drei Freunde sind wieder vereint

 

T amie h feiert am 30. April 2022 das Wiedersehen von

Propellerskulptur, BANKbank und Ahornbaum auf dem Wall

T amie h – ZukunftsWerk Fliegerhorst Crailsheim feierte am Samstag, 30. April, um 12 Uhr auf dem Wall seitlich dem Hochlager Roll mit zahlreichen Gästen aus Kultur und Politik von Crailsheim und Umland sowie Bewohner*innen des Areals das Wiedersehen mit der Propellerskulptur von Paul Diestel, der BANKbank zu Ehren von Fritz Vogt und dem neu gepflanzten Feldahornbaum.

Es war eine Feier in einer besonderen Atmosphäre und zu einem außergewöhnlichen Anlass.

Im September 2021 weihte T amie h als Schlusspunkt der BANKbank-Tour von Gammesfeld nach Crailsheim mit vielen Gästen die Prototypen der Skulptur und der BANKbank auf dem Wall beim Hochlager Roll ein. Der Wall ist der Endpunkt des geplanten Skulpturenweges, der durch das Fliegerhorstareal bis zur Jagstbrücke in der Innenstadt führen wird.

 

Drei Monate später wurden die Propellerskulptur und die BANKbank Opfer von Schmierereien und Vandalismus.

 

T amie h ließ sich davon aber nicht verzagen. Die BANKbank konnten Markus Stettner-Ruff und Andreas Fritz von T amie h zwei Mal innerhalb von ein paar Tagen wieder schön machen.

Der beschädigte Fuß der Skulptur benötigte eine größere Reparatur und Stabilisierung in der Gießerei. Auch der Künstler der Skulptur, Paul Diestel, ließ sich durch den Vandalismus in seinem Willen nicht beirren, an dem besonderen Ort auf dem Wall den Endpunkt des Skulpturenwegs mit der Propellerskulptur zu setzen. Er baute diese ab und nach der Reparatur zum Fest mit der erneuten Hilfe von Martin Jakob von der Firma Feuchter wieder auf.

 

Dem Vandalismus getrotzt

Nach der klingenden Begrüßung der Gäste mittels Klangstäben hieß Susanne Hammer diese herzlich willkommen. Insbesondere die anwesenden Gemeinderät*innen Helga Hartleitner, Sebastian Klunker und Peter Gansky sowie die Familie von Künstler Paul Diestel aus dem unterfränkischen Unsleben und die Bewohner*innen des Fliegerhorstareals insbesondere Ruqea Yasin mit ihrem Bruder und Vater und ihrer besten Freundin.

Paul Diestel setzte sich mit dem Vandalismus an seiner Skulptur auseinander und drückte seine Bewunderung für die Aktivist*innen von T amie h aus, die sich zu keinem Moment von diesem hätten verunsichern lassen und sofort und entschieden sich für die Reparatur und schnelle Wiederaufstellung von Baum, Skulptur und BANKbank eingesetzt hätten. Er habe zunächst gezweifelt, aber sei jetzt froh und dankbar für die klare Haltung von T amie h, die absolut richtig war. Schön sei, dass sich durch diese zweite Feier der Anlass ergebe, das Ausstellungsfenster in der Nabe seiner Propellerskulptur zum ersten Mal „fremd“ zu bespielen.

Die bereits schon vorher durch Fremdeinwirkung umgeknickte Linde ersetzten Mitarbeiter des Grünamts der Stadt auf Wunsch von T amie h durch einen Feldahornbaum.

Ulrich Winnacker, der Leiter des Grünamtes, habe sich nach einem Gespräch mit ihm dafür eingesetzt, wofür er sich herzlich bedanke, berichtete Markus Stettner-Ruff.

Er habe ihm von einer interessanten Studie erzählt, die der Vater von Paul Diestel, Michael Diestel, der Geschäftsführer im bayerischen Bauernverband (BBV) ist, entdeckt habe. Diese Studie dokumentiere, dass Kunstwerke im öffentlichen Raum seltener beschädigt werden, wenn in ihrer Nähe sich ein größerer Baum befindet.

Ulrich Diestel griff in seiner tollen Ansprache diesen Umstand auf und problematisierte die fehlende Natur in unseren Wohn- und Industriegebieten, insbesondere in den Städten. Wie die Kunst und Kultur einen Beitrag für einen Umdenkungsprozess leisten könne, habe er in Kassel erlebt, als er dort mit seinem Sohn spazieren ging. Überall in den Straßen standen große Bäume mit Basaltstelen daneben. Davon beeindruckt stieß er auf Joseph Beuys und sein Kunstwerk 7000 Eichen. Er beschrieb dieses für ihn bedeutende deutsche Kunstwerk in seiner Entwicklung anschaulich und stellte einen Zusammenhang zum T amie h-Projekt auf dem Wall dar.

Er hoffe, dass an diesem herrlichen Ort rund um die BANKbank und die Propellerskulptur ein Hain mit vielen schönen Laubbäumen entstünde.

 

Viermonatige Fluchtodyssee

Mit der Wiederaufstellung der Skulptur wurde gleichzeitig die erste Vernissage des runden Ausstellungsfensters in der Nabe der Propellerskulptur gefeiert. Zwei schöne Vogelzeichnungen der Schülerin Ruqea Yasin zieren es die nächsten Monate. Markus Stettner-Ruff berichtete, wie er Ruqea Yasin kennen lernte und für das Projekt gewann. Im Gespräch mit ihm erzählte Ruqea wie ihre Eltern zunächst aus Somalia in den Jemen flohen, wo sie geboren wurde. Nach einer viermonatigen, leidvollen Fluchtodyssee unter anderem durch die Wüste nach Syrien und das Mittelmeer erreichte sie mit Bruder und Vater, aber ohne Mutter und ihre kleine Schwester, vor 7 Jahren schließlich Crailsheim. Seither lebt sie mit ihnen in der Burgbergstraße. Ihre Mutter und Schwester leben in Nigeria und sie alle hoffen, dass sie bald zu ihnen nach Crailsheim kommen können.

Markus Stettner-Ruff würdigte bei dieser Gelegenheit die langjährige Unterstützungsarbeit des Arbeitskreis Asyl im Fliegerhorstareal, insbesondere Inge Kaiser, die direkt vom Nachhilfeunterricht kam und die Ruqea intensiv unterstützte. In der Eugen-Grimminger-Schule mache sie zurzeit ihre Mittlere Reife und wolle danach einen Pflegeberuf ergreifen, erzählt Ruqea den Besucher*innen. Schon als Kind habe sie gerne gemalt und in der Schule sei die bildende Kunst ihr Lieblingsfach. Auf das Bildmotiv sei sie gekommen, nach dem Markus Stettner-Ruff ihr vom Hintergrund des Kunstwerks von Paul Diestel erzählt habe. Die Vögel symbolisieren für sie das Grundmotiv der Menschen zu fliegen.

Der dritte Freund, die BANKbank zum Gedenken von Fritz Vogt, wurde von Markus Stettner-Ruff dadurch gewürdigt, dass er verschiedene Aussagen von Fritz Vogt aus dem Buch „Du sollst nicht stehlen“ von Sebastian Unbehauen, vorlas. So war Fritz Vogt mit seinen klaren Gedanken und Worten, gerade in diesen schwierigen Zeiten, ungemein präsent.

 

Wiesengarten-Projekt mit Blühstreifen

 

Andreas Fritz forderte die Besucher*innen auf, zum Zaun zu kommen und ihren Blick in Richtung Hochlager Roll schweifen zu lassen. Auf der neben dem Hochlager liegenden Wiese der Firma Roll wird in Kooperation mit ihr und dem Stadtbienenprojekt Crailsheim bald ein Blühstreifen mit schönen Wiesenblumen erblühen und insbesondere die Insektenwelt erfreuen, berichtete er. Am 10. Mai wird er diesen zusammen mit Schüler*innen umliegender Schulen einsäen.

Es sei die Hoffnung von T amie h, dass sich der Blühstreifen bald durch das gesamte Areal ziehen werde und viele Betriebe sich inspirieren lassen, ihren „Roboterrasen“ durch Wiesenblumen bereichern zu lassen. Der Blühstreifen ist ein Teil des Wiesengarten-Projekts von T amie h.

Auf der Roll-Wiese werde bis zu ihrer Bebauung ein Erholungsraum für Pflanzen, eine Vielzahl an Tieren und die Mitarbeiter*innen von Roll sowie LKW-Fahrer*innen auf ihrem Zwischenstopp entstehen.

 

Susanne Hammer animierte die Gäste zum Abschluss, sich am Klangspiel mit den Klangstäben zu beteiligen und die Töne mit dem Wind an einen Ort zu senden, an den sie gerade intensiv denken

und dem die Töne gut tun.

 

Mit diesem Klangsymbol wurde die stimmungsvolle Feier, mit der die drei Freunde – der Baum, die Skulptur und die BANKbank – auf dem Wall wieder miteinander vereint wurden, beendet.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Von Markus Stettner-Ruff

Skulpturenweg

Der junge Künstler Paul Diestel aus Unsleben wurde vom ZukunftsWerk Fliegerhorst beauftragt, sich mit dem Fliegerhorst Areal, seiner Geschichte und Ökologie künstlerisch auseinander zu setzten. Daraus entstand die Propeller Skulptur – eine Symbiose des Propellerflügels eines Flugzeuges und eines Ahornsamens. Diese Skulptur wird an sieben Stellen des Fliegerhorstareals aufgestellt und bildet einen Skulpturenweg zur Innenstadt. Auf Augenhöhe wird sich die Achse des Flügels befinden, in die ein kleiner Schaukasten eingelassen ist, der immer wieder neu mit verschiedenen, zum Projekt passenden Motiven, bestückt werden kann. So entsteht nach und nach eine kleine begehbare Galerie. T amie h plant später KünstlerInnen und Gruppen damit zu beauftragen diese immer wieder neu zu gestalten.
Paul Diestel hat enge verwandtschaftliche Wurzeln in Crailsheim und verbrachte als Kind und Jugendlicher immer Zeit in unserer Region. Seine Mutter stammt aus der alten Crailsheimer Familie Kern. Der Bruder seiner Mutter ist Ulrich Kern, der Rektor der Realschule am Karlsberg und geschäftsführender Schulleiter der Crailsheimer Schulen.
Die Propeller Skulptur im Fliegerhorstareal – Verschiedenen Kulissen